
Entgoogle Dein Leben für Anfänger
Die Idee, sich von Google und der Big-Tech-Welt zu befreien, kann gleichzeitig befreiend und einschüchternd wirken. Auch wenn es mittlerweile einige Ressourcen gibt, die dir bei diesem Vorhaben helfen können, richten sich nur wenige davon an ganz normale Nutzer*innen. Diese Seite wurde mit dem Ziel erstellt, Menschen ohne IT-Abschluss dabei zu unterstützen, ihren eigenen Entgoogle-Weg zu gehen. Ich hoffe, du findest hier hilfreiche Impulse!
Das Fundament legen
Du bist aus einem bestimmten Grund hier. Irgendetwas hat dich dazu gebracht, zu hinterfragen, ob du in den bequemen, vertrauten digitalen Ökosystemen bleiben solltest, die dich über Jahre begleitet haben – oder ob du dich auf den Weg hinaus in das unbekannte „digitale Niemandsland“ machen möchtest. Was auch immer dein Auslöser war – vielleicht waren es mehrere – du solltest dir diesen Grund gut merken. Du solltest ihn verinnerlichen. Du solltest dir über dein “Warum” klar werden.
Warum mache ich das? Was stört mich eigentlich an Google, Microsoft, Amazon, Facebook/Meta, Apple, Twitter/X und Co.? Was erhoffe ich mir davon, diesen Schritt zu gehen?
Glaub es oder nicht – das ist wahrscheinlich der wichtigste Teil des gesamten Prozesses. Wenn du versuchst, dein Leben zu entgoogeln, ohne ein klares, greifbares Ziel – vielleicht nur mit einer vagen Idee von „Datenschutz“ oder „Konzern-Gier“ – dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du irgendwann aufgibst. Entgoogeln ist nichts für schwache Nerven.
Für mich war (und ist) es eine Mischung aus vielen Gründen. Die ausführlichere Version findest du auf meiner About Me Seite. Kurz gesagt: Irgendwann konnte ich die Produkte und Dienste der Big-Tech-Konzerne nicht mehr mit gutem Gewissen nutzen. Viele einzelne Erlebnisse haben dazu beigetragen, dass ich an diesen Punkt gekommen bin.
Wichtig: Ich muss mich fast jeden Tag an diesen Grund erinnern.
Dieser Weg kann holprig sein. Je nachdem, wie weit du gehen willst, kann der Aufwand beträchtlich werden. Du wirst wahrscheinlich auf diverse Probleme stoßen – manche sind vorhersehbar, manche kommen aus dem Nichts. Dein Verhältnis zur Technik wird sich verändern. Wahrscheinlich wird das auch Auswirkungen auf deine zwischenmenschlichen Beziehungen haben (zum Beispiel: Wie bleibt man in Kontakt, wenn man XYZ nicht mehr benutzt?). Aber: Wenn du wirklich überzeugt bist, dass es sich lohnt – und wenn du dich in den schwierigen Momenten an diese Überzeugung erinnern kannst – dann wirst du die Herausforderungen meistern.
Deine Entscheidung
Vielleicht zweifelst du an diesem Punkt schon am ganzen Vorhaben – falls ja, hier kommt etwas Beruhigendes:
Entgoogeln ist kein Alles-oder-nichts-Projekt.
DU entscheidest, wie weit du gehen willst. DU bestimmst, welche Veränderungen du bereit bist mitzutragen. DU wählst selbst, wie viel Bequemlichkeit du aufgeben möchtest.
Jede Person hat eine andere Ausgangssituation. Ich selbst habe fünf Kinder und arbeite als Übersetzer. Meine Kinder brauchen bestimmte Programme und Apps für die Schule, ich wiederum brauche andere Tools für meinen Beruf. Im Moment bin ich bereit, mit diesen Kompromissen zu leben. Wenn du auf der „hardcore“-Seite des Spektrums bist, findest du diese Kompromisse vielleicht inakzeptabel. Aber das hängt eben von deinen ganz persönlichen Zielen ab.
Entgoogle-Stufen
Hier ist ein grober Überblick über typische Beweggründe und Zielsetzungen beim Entgoogeln. Wo siehst du dich?
- Degoogle light
Diese Person möchte ein paar Dinge ändern, will dabei aber möglichst wenig Bequemlichkeit opfern. Wenn es relativ einfach ist und keine größeren Nachteile mit sich bringt, ist sie bereit, es zu versuchen. - Degoogle moderate
Diese Person ist stärker besorgt über die Praktiken der Big-Tech-Konzerne, ist sich aber auch bewusst, wie herausfordernd eine vollständige Entgooglung sein kann. Sie möchte so weit gehen, wie es möglich ist, ist aber bereit, in manchen Bereichen (z.B. Beruf, Familie) Kompromisse einzugehen. - Degoogle hardcore
Diese Person ist voll überzeugt von der Sache. Sie will Big Tech in allen Lebensbereichen eliminieren und ist bereit, dafür viel Zeit, Geld und Energie zu investieren. - Höhlenmensch mit Aluhut
Nur weil ich paranoid bin, heißt das nicht, dass sie dich nicht beobachten …
Dieses Blog richtet sich in erster Linie an die ersten beiden Gruppen. Auch die „Hardcore-Degoogler“ werden hier sicher etwas Nützliches finden, aber der Hauptfokus liegt auf den eher moderaten Entgoogle-Levels.
Die schnellen Erfolge
Okay, jetzt kennen wir unser „Warum“. Wir wissen in etwa, worauf wir uns einlassen. Zeit, praktisch zu werden. Wo fangen wir an?
Die Suchmaschine wechseln
Fangen wir mit etwas an, das selbst für die technisch weniger Versierten einfach umsetzbar ist – und was wirklich jeder tun sollte: Die Standard-Suchmaschine wechseln. Wenn es eine Sache gibt, die wir mit Google verbinden, dann ist es „googeln“. Aber wie du vielleicht schon weißt: Es gibt viele andere Suchmaschinen. Und Google hat ein massives Interesse daran, dich davon abzuhalten, diesen Schritt zu gehen. Tatsächlich hat Google Apple 20 Milliarden US-Dollar gezahlt, nur um die Standard-Suchmaschine auf Apple-Geräten zu bleiben. Das zeigt dir, wie wertvoll deine Suchdaten für diese Firmen sind.
Um es kurz zu halten: Ich werde hier nicht alle Optionen im Detail durchgehen. Eine ausführlichere Übersicht findest du in diesem Artikel. In den Einstellungen deines Browsers findest du in der Regel einen Bereich namens „Suche“. Dort kannst du deine Standard-Suchmaschine festlegen. Ich nutze aktuell DuckDuckGo, aber welche Suchmaschine du wählst, ist erst einmal gar nicht so wichtig. Hauptsache: Du hast gerade eine der Ketten durchtrennt, die dich an die Big-Tech-Riesen binden – und das praktisch ohne Komfortverlust! Ein echter Win-Win!
Den Browser wechseln
Du hast deine Standard-Suchmaschine geändert und möchtest weitermachen? Super! Dann los. Hast du die Standard-Suchmaschine schon auf allen Geräten geändert? Meistens muss man das auf jedem Gerät einzeln einstellen (es sei denn, du synchronisierst deine Browsereinstellungen geräteübergreifend).
Der nächste sinnvolle Schritt wäre: Den Browser wechseln. Chrome zum Beispiel ist ein Browser, der von Google entwickelt und betrieben wird. Edge gehört Microsoft. Safari ist Apples Browser. Wenn du deine Abhängigkeit von Big Tech reduzieren willst, wäre es gut, einen Browser außerhalb dieser drei zu wählen. Welche Optionen es gibt, findest du in diesem Artikel.
Sobald du dich für einen Browser entschieden hast, ist der Wechsel super einfach: Schritt 1: Browser herunterladen. Schritt 2: Browser installieren. Beim Einrichten wirst du gefragt, ob du Lesezeichen und Einstellungen aus deinem bisherigen Browser übernehmen möchtest. In der Regel ist es sinnvoll, hier „Ja“ zu wählen.
Wichtig: Wenn du deinen Browser als Passwort-Manager nutzt, solltest du unbedingt die Passwörter übernehmen lassen. Das erspart dir später viel Aufwand! Außerdem solltest du überlegen, einen Passwort-Manager außerhalb des Browsers zu nutzen (==wie Bitwarden oder Proton Pass==).
Falls du dich anders entscheidest – keine Sorge. Du kannst alle Einstellungen auch später noch ändern.
Schritt 3: Freiheit genießen! Geschafft! Du surfst jetzt, ohne dass Big Tech dich permanent dabei überwacht. Denk nur daran, sicherzustellen, dass die Standard-Suchmaschine im neuen Browser nicht Google oder Bing (Microsoft) ist.
Wie geht es weiter?
Wie schon gesagt: Es gibt keinen festen Pfad oder ein festes Ziel auf diesem Weg – das entscheidest du selbst. Wenn du aber weitermachen willst, findest du hier ein paar weitere einfache, aber effektive Schritte, um Big Tech den Zugriff auf deine Daten weiter zu erschweren:
Nutze einen Ad-Blocker
Google und andere Unternehmen versuchen, dich über Werbeanzeigen und Website-Codes zu verfolgen. Mit einem Werbeblocker (wie uBlock Origin) kannst du ihnen diese wichtigen Werkzeuge entziehen.
Surfe im privaten Modus
Der private Modus löscht deinen Browserverlauf und die Cookies, sobald du den Browser schließt – und startet frisch, wenn du ihn neu öffnest. Das kann umständlich sein, wenn du viele Seiten mit Login nutzt, aber fürs normale Surfen ist der Unterschied kaum spürbar.
Nutze die Datenschutzfunktionen deines Browsers
Die meisten Browser bieten Datenschutz- und Sicherheitsfunktionen an, die oft nicht standardmäßig aktiviert sind. Dazu gehören zum Beispiel „Do Not Track“-Funktionen, die Websites signalisieren, dass du nicht verfolgt werden möchtest. Die Wirksamkeit ist zwar begrenzt, aber es ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.
Deaktiviere Standortfreigabe bei Google Maps
Wenn du Google Maps auf deinem Smartphone installiert hast und ihm uneingeschränkten Standortzugriff gibst, verfolgt es dich auf Schritt und Tritt. Du kannst den Standort entweder in den Schnelleinstellungen komplett deaktivieren oder in den App-Einstellungen von Google Maps einschränken. Dafür einfach das App-Icon lange gedrückt halten, „App-Info“ wählen, zu „Berechtigungen“ gehen und dort „Standort“ auswählen. Wichtig: Wähle alles außer „Immer erlauben“.
Assistenten ausschalten
Ob Siri, Google Assistant, Gemini oder Copilot – diese Assistenten haben oft weitreichende Zugriffsrechte. Gehe in die Einstellungen deines Geräts oder Programms und deaktiviere die Assistenten so weit wie möglich. Falls als separate App installiert – deinstalliere die App. Auch „Wake Word“-Funktionen wie „OK Google“ solltest du abschalten.
Den Datenstrom verlangsamen
Diese Schritte mögen klein wirken – aber wenn du all das umsetzt, hast du den Datenfluss zu Google & Co. bereits erheblich reduziert. Klar, es gibt noch mehr zu tun, aber du hast echte Fortschritte gemacht – und das bei minimalem Komfortverlust.
Die Reise geht weiter?
Für manche ist das schon genug. Wenn du zur „Degoogle Light“-Gruppe gehörst: Glückwunsch! Du hast dein Ziel im Grunde erreicht. Du hast es den Big-Tech-Konzernen schwerer gemacht, dich zu tracken und an dir zu verdienen – und du unterstützt alternative Anbieter, die es zumindest besser als Big Tech machen.
Wenn du zur „Degoogle Moderate“-Gruppe gehörst: Hier auf der Seite gibt es noch jede Menge Inhalte, die dir auf dem weiteren Weg helfen können. Hier sind fünf Schritte, um am Ball zu bleiben und dich auf die nächste Phase vorzubereiten:
Nächste Schritte
Ersetze Einzweck-Apps durch Alternativen
Nutzt du Google Keep oder Microsoft OneNote für Notizen? Dann suche dir eine entgoogelte Alternative (z.B. Obsidian oder Notion). Nutzt du Google Maps zur Navigation? Versuche es mal mit Magic Earth oder OpenStreetMap. Weitere Ideen findest du im Alternativen-Bereich dieser Website.
Installiere einen datenschutzfreundlichen Messenger
Signal, Threema, Telegram – es gibt gute Alternativen ausführlicher hier. Funktional können diese Apps alles, was WhatsApp auch kann – nur ohne die riesige Nutzerbasis. Vielleicht musst du ein paar Leute überzeugen, mit dir zu wechseln oder eine Zeit lang mehrere Messenger parallel nutzen.
Plane deinen Ausstieg aus Big-Tech-Sozialen-Netzwerken
Facebook, Instagram, Twitter, LinkedIn, YouTube
Vollständig auszusteigen kann ein großer Schritt sein – vor allem, wenn du diese Plattformen viel genutzt hast oder dort wichtige Kontakte pflegst. Der erste sinnvolle Schritt ist: Nicht sofort löschen, sondern den Ausstieg planen. Informiere Freund*innen und wichtige Kontakte, dass du das Netzwerk verlassen willst. Vielleicht bekommst du sie dazu, sich bei deinem bevorzugten Messenger anzumelden. Oder du schaust dir datenschutzfreundlichere soziale Netzwerke an (z.B. Bluesky, Mastodon). Vielleicht meldest du dich dort an und testest es einfach mal.
Überlege, deinen E-Mail-Anbieter zu wechseln
Das ist ein großer Schritt – also fang früh an zu planen. Wenn du dich an die Bequemlichkeit von Gmail und den Google-Diensten (Kalender, Drive, Keep) gewöhnt hast, kann ich (==Link==)Proton empfehlen. Ich nutze das selbst und bin bisher ziemlich zufrieden. ==Für eine ausführlichere Bewertung, lies diesen Artikel.== Es gibt aber viele weitere Anbieter – je nach Preis, Datenschutzlevel und deinen persönlichen Bedürfnissen kann auch ein anderer besser zu dir passen.
Android-Alternativen
Wenn du einen vollständigen Entgoogle-Ansatz verfolgst, ist es vielleicht an der Zeit, dich über alternative Betriebssysteme für Android-Handys zu informieren. Die technische Umsetzung ist meistens gar nicht so kompliziert. Schwieriger ist eher die Frage, wie konsequent du entgoogeln willst – und wie sich das auf deine App-Kompatibilität auswirkt. Mehr Infos dazu findest du in unserem ==Ratgeber zu alternativen Betriebssystemen==.
So viel zu diesem Thema, aber es gibt noch viel mehr auf diese Webseite. Seh dich um! Und: Sag mir gerne, ob du diesen Guide hilfreich fandst. Kann ich etwas verbessern? Ganz unten gibt es verschiedene Kontaktmöglichkeiten. Sei so frei und schreib mir was!
Empfohlene Lektüre
Für die, die mehr über ihre Browser-Möglichkeiten wissen wollen, gibt es mein Browser Guide. Alle, welche überlegen ihre Mails künftig nicht mehr über Gmail zu verkehren, werden mit meinem Proton Review an ihren Kost kommen.